GM in der Krise - Livebericht im TV

Begonnen von Clickfisch, 05. Mai 05, 19:12

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Clickfisch

#15
Um GM steht es schlimmer als gedacht
Quelle: Handelsblatt

Den Verlust für 2005 gab GM am Donnerstagabend mit 10,6 Mrd. Dollar an. Zunächst war das Unternehmen von 8,6 Mrd. Dollar ausgegangen. Neben der Insolvenz seiner ehemaligen Tochter Delphi sei das Ergebnis auch durch Einmalaufwendungen für Umstrukturierungen belastet worden, erklärte der Autokonzern. Zudem meldete der Konzern eine Abschreibung bei seiner Finanzsparte GMAC. Nach aktuellen Berechnungen belaufe sich der Verlust je Aktie auf 18,69 Dollar.

Der Autozulieferer Delphi hatte sich im Jahr 1999 von GM abgespalten. Damals hatte GM zugestimmt, Pensionszahlungen für den Zulieferer zu übernehmen, falls dieser vor 2007 zusammenbricht. Nach der Delphi-Insolvenzankündigung im Oktober hatten Branchenkenner nicht ausgeschlossen, das auch GM Konkurs anmelden muss.

Alleine Delphi belastete das Ergebnis mit 3,6 Mrd. Dollar nach zuerst bekannt gegebenen 2,3 Mrd. Dollar. Auf die Kappe von GMAC gehen 439 Mill. Dollar. Der Rest entfällt auf den Umbau des Gesamtkonzerns, um diesen vor der Pleite zu bewahren. GM leidet seit längerem unter dem Verlust von Marktanteilen in seinem Heimatmarkt. Gestiegene Kosten für Pensionen, Gesundheit und nicht zuletzt Material verschlimmern die Lage. Derzeit versucht sich der Konzern mit einer Schrumpfkur aus der bedrohlichen Situation zu retten. 30 000 Stellen fallen binnen drei Jahren weg. Die Produktion in 12 nordamerikanischen Werken soll gedrosselt oder ganz eingestellt werden. Mit den Arbeitnehmervertretern hat sich das Unternehmen auf Einsparungen bei Pensionen und Gesundheitskosten geeinigt. Mit Anteilsverkäufen kommt frisches Geld in die Kasse; zuletzt hatte sich GM von großen Aktienpaketen an Suzuki und an der Subaru-Mutter Fuji Heavy getrennt.

General Motors erwägt auch, sich zumindest teilweise von seiner hochprofitablen Finanztochter zu verabschieden. Beste Karten für die Übernahme hat momentan an ein Konsortium um den Finanzinvestor Cerberus. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen will der US-Konzern noch in diesem Monat eine entsprechende Absichtserklärung unter Dach und Fach bringen. GM befindet sich seit Wochen in fortgeschrittenen Verhandlungen mit einem Bieterkonsortium über den Verkauf seiner 51-Prozent-Beteiligung an GMAC. Zu dem Konsortium gehören neben dem amerikanischen Hedge-Fonds Cerberus Capital Management auch die Private-Equity-Sparte der US-Bank Citigroup.

Der Verkauf der 51-Prozent-Beteiligung, die von Analysten mit rund 11,5 Mrd. Dollar bewertet wird, soll GMAC wieder ein Investment-Grade-Rating bescheren und damit deren Kreditkosten deutlich senken. GMACs Gewinn brach ein, nachdem von den Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit von GMAC und GM im vergangenen Jahr auf den Status von Ramschanleihen herabgestuft worden war. Grund für die Herabstufung war die schlechte Entwicklung des Autogeschäfts in den USA.

Die Finanzsparte ist bisher die Ertragsperle von GM. Allein im vergangenen Jahr erzielte die Sparte einen Reingewinn von 2,8 Mrd. Dollar, konnte jedoch die massiven Verluste von GM im Autogeschäft nicht mehr kompensieren. Eine Trennung hätte weitreichende Folgen: Da sich die Finanzsparte stark über Anleihen refinanziert, steht GMAC für rund 90 Prozent der GM-Schulden von derzeit 284 Mrd. Dollar.

Ein Verkauf wäre ein wichtiger Achtungserfolg für den neuen GM-Finanzchef Fritz Henderson. Das Management um Vorstandschef Rick Wagoner ist seit Monaten dabei, die letzten Reserven im Unternehmen zu mobilisieren, um den angeschlagenen Autokonzern zu retten. Die Revidierung des Verlusts nach unten kommt ihnen dabei alles andere als zupass.


http://makeashorterlink.com/?R2DC244EC

Was, Achtungserfolg?!  :o
Wir verscheuern mal eben das Tafelsilber und dann geht es uns wieder gut? Manchmal frage ich mich, was in den Koepfen der  "Manager" so vor sich geht ...

Firehawk

Was in deren Köpfen vor sich geht kann ich Dir sagen, es geht hier nicht mehr um das Unternehmen!  Dieses als solches wird aufgesplittet an "Investoren", diese hungern es dann aus, indem sie jeden Cent rausziehen den man noch rausziehen kann - das ist nicht das erste und wird nicht das letzte mal sein. Und unsere schlauen Manager werden das gleiche tun und Ihre Schäfchen ins trockene bringen, egal was mit dem Unternehmen passiert - danach werden Sie verlauten lassen, wir haben alles versucht aber es blieb uns nur noch dieser Weg offen.  Die eigenen Taschen gefüllt, die Zukunft vermeintlich gesichert, der Dumme ist nur wieder derjenige - der in diesem Unternehmen wirklich gearbeitet hat. Wäre es nicht ratsam völlig überbezahlte Manager nach Erfolg zu vergüten mit Eigenkapital-Haftung. Ich vermute einigen Unternehmen würde es dann erhebliche besser gehen.  :wuerg:

T/A all the way

#17
Leute, Leute,

das ist hier eine Diskussion auf dem Niveau "Wie sich klein Erna die Wirtschaft vorstellt...."

Das ist kein so schlechter Schachzug, denn GM verkauft ja "nur 51%" der Finanzierungssparte. Was bedeutet das bilanziell?

1. 49% des Gewinns der Sparte kann GM weiterhin "at equity" als Gewinn verbuchen.

2. Weil GM hier nur noch Minderheitsgesellschater ist, fällt die Finanzierungstochter aus der Bilanz. Sie wird nur noch als Beteiligung geführt. Wie im obigen Bericht geschrieben, hatte GM insgesamt 284 Mrd Dollar Schulden - davon 90% die Finanzierungstochter. Wenn diese 90% nun aus der Bilanz fallen, dann hat GM nur noch 10% davon, was 28,4 Mrd entspricht. Herein kommen 11,5 Mrd plus das Bargeld, was GM zumindestens vor kurzem noch hatte in Höhe von etwa 25 Mrd. Das heißt, bilanziell ist GM damit netto schuldenfrei und hat die Mittel, um die notwenige Umstrukturierung zu finanzieren. Viele Riesenlasten, wie z.B. zig Milliarden Pensionsverpflichtungen hat auch nicht das aktuelle Management, sondern unverantwortliche Gewerkschaften zu verantworten, die in den "glory days" der 60er und 70er Jahre enorme Zugeständnisse rausgepresst haben, die jetzt - Jahrzehnte später - dem Unternehmen den Kopf kosten können.

3. Mit dieser sanierten Bilanz ist GM wieder kreditwürdig und kann sich operativ viel billiger finanzieren, was enorme Kosten spart.

4. Nur mit dieser bilanziellen Gesundung hat GM überhaupt die Möglichkeit, Altlasten wie Delphi und Pensionskosten PLUS die notwendigen Neuentwicklungen bezahlen.

5. Das Management kann sich jetzt nicht mehr auf Gewinne aus "Zusatzgeschäften" wie der Finanzierung ausruhen, sondern muss jetzt sehen, dass operativ Geld verdient wird.

Also insgesamt eine sinnvolle Strategie.

74 SD455, 71 Formula 501, 71 Firebird 467-"Racer", 73 Trans am, 69er Firebird Pro Touring

Clickfisch

Ahoi,

die Schulden der Finanzierungsgesellschaft sind wohl größtenteils nichts anderes als Kundenkredite. Das Geld kommt wieder rein, so oder so - zzgl. eines netten Gewinnes von 2,8 Mrd Dollar.

In demselben Jahr schafft es die Fahrzeugsparte auf einen Verlust von 7,8 Mrd Dollar, das bei einer enormen Absatzschwäche in den letzen Jahren, die sich allem Anschein nach auch 2006 fortsetzen wird, weil GM einfach am Markt vorbei produziert.

Mag sein, daß der Verkauf von GMAC das Credit Rating kurzfristig verbessern kann (das werden wir ja sehen), allerdings wird das vermutlich nicht über die tiefgreifenden strukturellen Probleme hinweghelfen, an denen GM offensichtlich leidet.

Wie soll denn der Kahn wieder flottgemacht werden?
Du schreibst, durch die "Anpassung" der Bilanz könnten billiger Kredite aufgenommen werden - das ist schön und notwendig, um weitere Investitionen tätigen zu können. Weiterhin braucht GM aber eine Unmenge an Geld, um die enormen Pensionslasten bezahlen zu können. Damit wird aber kein Gewinn erwirtschaftet.

Die Manager haben es mittlerweile erkannt: Das einzige, was GM retten kann, sind Autos, die sich gut verkaufen. Das ist momentan nicht der Fall, der Marktanteil für den Autoriesen bröckelt vor sich hin. Inwieweit GM hier überhaupt noch gegensteuern kann, weiß ich nicht, vieleicht ist der Zug bald abgefahren ...
Die für mich einzigen Lichtstreife am Horizont sind der neue Monte Carlo mit Heckantrieb und V8 (voraussichtlich 2008) und der neue Camaro. Ob das reicht, wage ich zu bezweifeln.

Ich halte es für wahrscheinlich, daß GM in den nächsten Jahren Konkurs anmeldet und zerschlagen wird.
Die potentialträchtigen Marken werden verkauft, die Gerüchte über eine Abspaltung der Corvette von Chevy sind immer noch zu hören (nebenbei, wo ist das Chevy-Logo auf der Vette zu finden - doch nur ganz klein in der rechten Flagge :P), der Rest der Marken eingedampft (siehe Oldsmobile).

Schwarzseherische Grüße, :D
Michi



KITT

wenn GM tatsaechlich mal pleite gehen sollte, was wohl keiner hofft, welche folgen haette das fuer uns??
ich meine jetzt wegen ersatzteilversorgung usw.!


kitt

Happosai

Ich denke, das meiste Ersatzteilversorgung läuft über andere Firmen. Viele Firmen bauen gleiche Teile, meist auch verbesserte als die Werksteile. Oder Treuhand, wenn es dort überhaupt gibt?
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